Unweit von Amt Lohra im Helbetal steht ein steinernes gotisches Steinkreuz aus Kalkstein.
Es gehört zu den zahlreichen Sühnekreuzen, die man im nördlichen Thüringen besonders häufig vorfindet.
Die steinerne Jungfrau hat eine Höhe von etwa zwei Metern und eine Breite von einem Meter.
Der Schaft ist unten sehr verbreitert.
Aus der Ferne betrachtet kommt sie der Gestalt einer Frau sehr ähnlich. Auf der Ostseite des Steines lässt sich noch folgendes erkennen: Unter dem Kreuze, an welchem der Heiland hängt, kniet ein Ritter, der durch den vor ihm stehenden Schild – ein 12 fächriges Schachwappen – als junger Graf von Hohnstein gekennzeichnet wird. Er soll an dieser Stelle durch irgendeinen Unglücksfall den Tod gefunden haben.
Auf einem vom Ritter aufwärts nach dem Kreuze laufendem Spruchband stehen die Gebetsworte „miserere mei deus“ (Gott erbarme dich meiner).
Die nicht mehr ganz leserliche Jahreszahl deutet auf eine Zahl um 1400. Auch die Tracht des Knieenden deutet auf das 15. Jahrhundert hin.
Wem der Stein errichtet wurde, soll sich aus einer Mühlhäuser Nachricht ergeben:
„Anno 1446 am 5.Juni wurde Hans Immenrodt, ein ehrlicher Bürger, im Helbetal erschossen und ihm hier ein Gedenkstein gesetzt.“
Über die Jahre wurde dieses Ereignis wohl von den Leuten vergessen und die Phantasie ließ viele Geschichten um dieses Kreuz entstehen. Die bekannteste ist wohl die von der schönen Adelheid:
Auf der Burg Lohra, die auf einem Bergsporn oberhalb des Dorfes Friedrichslohra liegt, herrschte einst ein Graf, der wegen seiner Grausamkeit von den Menschen gefürchtet wurde.
In den umliegenden Dörfern wohnten Leute, die für den Grafen arbeiten mussten.
Er und seine Ritter überfielen die Kaufmannszüge, die von Nordhausen nach Mühlhausen zogen, raubten sie aus und brachten die Gefangenen auf die Burg. Dort lebte Adelheid, des Grafen einziges Kind. Sie war ein schönes Mädchen und wegen ihrer Gutherzigkeit von allen verehrt. Oft besuchte sie die armen Leute und brachte ihnen Nahrung und Kleidung.
Viele junge Freier kamen, um Adelheid zu freien. Ihr bösartiger Vater willigte auch jedes Mal ein, aber unter einer Bedingung: Nur der bekommt meine Tochter zur Frau, der dreimal auf der Bergmauer die Burg umreitet!
Viele junge Freier bezahlten ihre Kühnheit mit dem Leben. Vergeblich bat Adelheid ihren Vater, von dieser Bedingung abzulassen. Eines Tages kam erneut ein junger mutiger Ritter und begehrte die Tochter. Auch er musste diese Bedingung erfüllen. Schon zweimal hatte er die Burg umritten, da ließ der Graf heimlich frische Rinde auf die Mauer legen. Der junge Freier stürzte an dieser Stelle in die Tiefe.
Adelheid konnte diese Grausamkeiten nicht mehr ertragen, lief in den Wald im Helbetal und weinte sich an der Stelle, an der heute das Kreuz steht, zu Tode.
Ihr Herz wurde zu Stein.
nach Horst Rasemann