Eine Chronik der Ortsgeschichte – Teil 3 (1945 – 1989)

1945
Mit dem Ende des schrecklichen 2. Weltkrieges sollte eine neue bessere Zeit anfangen.
Am 1.10.1945 begann der Unterricht in einer demokratischen Schule, an der keine Lehrer unterrichten durften, die der Nazi-Partei angehört hatten. 117 Kinder besuchten die Schule. Der aus Ostpreußen stammende Lehrer Lindenau und Dr. Behm unterrichteten.
Desweiteren trat das Gesetz der Bodenreform in Kraft. Es besagte u.a., dass Grundbesitzer mit über 100 Hektar Besitz entschädigungslos enteignet wurden. So traf es auch die Gutsbesitzer Zangemeister – Malmus, die über Nacht ihren Besitz verlassen mussten.
Das gesamte Gutsgelände sollte abgerissen werden. Der Bürgermeister und einige Mitstreiter konnten aber erreichen, dass das Gutshaus stehen blieb. Es sollte als Schule und Wohnungen für die täglich ankommenden Flüchtlinge genutzt werden.

Das enteignete Land und der Wald wurde an „landarme“ Bauern aufgeteilt.

1947
Seit dem Kriegsende trafen täglich Flüchtlinge aus den früheren deutschen Ostgebieten ein. Sie hatten dort ihre Heimat verloren und nur noch, was ihnen unterwegs nicht abgenommen wurde. Der Bürgermeister hatte so die schwierige Aufgabe, diese Heimatvertriebenen bei den Hausbesitzern unterzubringen. Die Bevölkerungszahl war im Jahre 1952 auf 1025 Personen angewachsen, 168 Schüler besuchten die Schule mit vier Klassen.

1952
Im Sommer wird in der Baracke, die vorher Schützenhaus und Wohnung war, ein Erntekindergarten eingerichtet. Nur im Sommer werden die Kinder betreut und müssen zum Mittagessen nach Hause gehen. Später gehen bis zu 64 Kinder das ganze Jahr in die Einrichtung, deren Leiterin viele Jahre Erika Rumpf war.

1954 -1958
Im Jahre 1954 fanden sich Rehungens junge Männer in einer neuen Fußballmannschaft zusammen, ein Sportverein wurde gegründet und der Wunsch nach einem eigenen Sportplatz nahm bald Formen an. In vielen mühevollen Aufbaustunden war aus einem Stück Ackerland ein Sportplatz entstanden, der 1958 feierlich eingeweiht wurde.

1955
Im Garten des ehemaligen Gutshauses wird ein Landwarenhaus gebaut. Lebensmittel sowie Textilien und Gegenstände des täglichen Bedarfs werden angeboten. Außerdem entstehen vier moderne Wohnungen.

1956
Auch Proteste der Eltern halfen nichts, seit September besuchen die Kinder ab der 5. Klasse die neue Schule in Sollstedt, die mit Fachkabinetten und Turnhalle ausgestattet ist und eine Ausbildung bis zur 10.Klasse garantiert. Die Kinder der 1.- 4. Klasse werden weiter in unserer Schule von zwei Lehrern unterrichtet. Vorher wurden ca. 120 Schüler vierklassig unterrichtet.

1956
erfolgte der Neuaufbau eines Spritzenhauses der Feuerwehr mit Schlauchturm, nachdem das alte an der Kirche wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Die Wehr verfügt über ein Feuerwehrauto, einen Schlauchtransportanhänger, drei Motorspritzen und einige Druckluftgeräte. Die Alarmierung erfolgt ab jetzt mit einer Sirene.

1960
kam es zur Gründung der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) „Am Dün“.
In den anderen Dörfern des Kreises waren die von der Regierung geforderten Genossenschaften bereits gegründet. Nun kamen die Werber zu uns. Es gab keinen Ausweg. Schweren Herzens schlossen sich die bis dahin selbstständigen Bauern zu einer Genossenschaft zusammen. Das Land blieb ihr Eigentum, wurde aber gemeinschaftlich bearbeitet

1961
Die ehemalige Ehrhardtsche Gastwirtschaft hatte in den letzten Jahren den Besitzer gewechselt. Aufgrund von Unstimmigkeiten erhielt der neue Besitzer kein Ausschankrecht. Nach vielem Hin und Her übernahm der Konsum die Gaststätte. Umfangreiche Renovierungsarbeiten wurden am Saal und an den Gasträumen durchgeführt. Zu Pfingsten fand der erste Tanz im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal statt. Die Gasträume nutzten die Vereine und Organisationen für ihre Arbeit. Im Jahre 1978 wurde das Objekt geschlossen, ist nun abgerissen und leider ein Schandfleck mitten im Dorf.

1968
wird die Rehunger Grundschule aufgelöst. Alle Kinder besuchen nun die Polytechnische Oberschule in Sollstedt.

1969
Siedelt der Kindergarten in die ehemalige Schule um. Dadurch verbessen sich die Bedingungen für die Kinder und die Erzieherinnen wesentlich. Ab 1972 wird mithilfe der Gemeinde und der Zigarrenfabrik eine Küche eingerichtet, sodass die Kinder zum Mittagessen nicht mehr nach Hause gehen müssen.

1975
Viele Emotionen entladen sich in der Zigarrenfabrik. Die Zigarrenproduktion wird eingestellt.
Für die Arbeiterinnen, die hier über viele Jahre Zigarren drehten, soll es nun eine andere Arbeit geben. Nach einer Übergangszeit übernimmt der VEB Biggi Waltershausen den Betrieb mit allen Beschäftigten. Die Frauen werden nun Puppen herstellen. Nach einer Eingewöhnungszeit ist es doch eine schöne Arbeit, auch im Leistungsprinzip.

1975
Der aus Sondershausen stammende Künstler Heinz Scharr und seine Ehefrau erwerben von den Vorbesitzern den ehemaligen Komturhof Utterode, der auch Oberförsterei war.
Die Scheunen und Nebengebäude wurden von der LPG genutzt, das Wohnhaus bewohnten Mieter.

1978
Erst jetzt erfolgten der langersehnte Anbau eines Sanitärtraktes und der Bau einer Klärgrube für den Kindergarten. Für die Heizungsanlage wurde 1980 ein neuer Schornstein gebaut.
All diese Baumaßnahmen erfolgten ohne eine Baufirma in Eigenleistung der Rehunger Bürger sowie mit Unterstützung der Patenbrigaden Lockschuppen des Kaliwerkes Sollstedt und der Puppenfabrik. Sämtliche Arbeiten erfolgten während des Kindergartenbetriebes.

1981
Im Gutshaus werden ein Arztzimmer und eine Gemeindeschwesternstation eingerichtet. Der Hausarzt, Herr Müller, kommt 2x pro Woche. Gemeindeschwester Roswitha ist jeden Tag zur Stelle, besucht auch die Patienten zu Hause.

Desweiteren befinden sich in dem Gebäude das Bürgermeisteramt, die Poststelle, eine Dienstleistungsannahme, die Bibliothek und drei Wohnungen.

1985
Bei einem schweren Gewitter brechen 70% aller Äste unserer alten Schullinde ab. Das Entsetzen ist groß, doch mit den Jahren hat sie sich erholt und ist wieder unser Dorfmittelpunkt.

1985
Im Juli wurde ein attraktives Sportlerheim mit Sanitär- und Umkleideräumen am Sportplatz an die Gemeinde übergeben. Es wurde in Eigenleistung von den Sportlern geschaffen.
Die Sportler spielen sehr aktiv in Fußballmannschaften und veranstalten den „1. Cross-Lauf Rund um den Schönberg“.

1985
Auf Wunsch des Gemeinderates beginnen Edwin Druselmann und Paul Keilholz mit dem Führen einer Ortschronik. Viele Texte und Bilder dieses Dokumentes stammen aus ihren Aufzeichnungen.

1887
Der Sängerbund feiert sein 130. Jubiläum mit vielen befreundeten Chören, darunter ein Chor aus Ostrow in Polen
Die Sportgemeinschaft „Traktor Rehungen“ veranstaltet ein Sportfest mit Fußballturnier auf dem Sportplatz.

1986 – 1989
Innerhalb von drei Jahren bauen die Rehunger in Eigeninitiative unter Leitung von Bürgermeister Horst Dietrich und Baustellenleiter Günter Ebenreth eine zentrale Wasserleitung, an die alle Rehunger und Neu-Sollstedter Haushalte angeschlossen werden. Sie wird über eine Länge von vier Kilometern verlegt. Dabei müssen 10 000 Kubikmeter Erde bewegt werden. Der Wert des Geschaffenen beläuft sich auf 2,6 Millionen Mark d. DDR.

Der Ortsteil Neu Sollstedt, in dem etwa 120 Einwohner leben, der auch eine eigene Konsum- Verkaufsstelle hat, erhält eine neue Straße mit Bitumendecke.

1988
Die Freiwillige Feuerwehr Rehungen begeht ihr 120. Gründungsjubiläum mit einem großen Fest auf dem Festplatz der Gemeinde. Ein Festumzug mit Feuerwehrtechnik und befreundeten Wehren sowie kameradschaftliche Wettkämpfe sind die Höhepunkte.
Rehungen hat mit dem Ortsteil Neu Sollstedt zu diesem Zeitpunkt 760 Einwohner.

1989
Die Gemeinde begeht mit einer Festwoche das 865. Jubiläum des Ortes.
Auch der Frauenchor feiert den 25. Jahrestag seines Bestehens mit befreundeten Chören in der Festhalle.
Die Jugend hat seit dem Umzug des Kindergartens in die Schule ihr Domizil in den Räumlichkeiten am Festplatz in eigener Regie. Ein jährlicher Großputz gehört dazu.