Geschichte der Ortschaft

Die frühgeschichtliche Entwicklung eines kleinen Ortes wie Rehungen kann nur sinnvoll betrachtet werden, wenn das gesamte umliegende Territorium in die historische Betrachtung einbezogen wird. Die Umgebung von Rehungen war Schauplatz bedeutsamer historischer Ereignisse.

Im 5. Jahrhundert u. Z. dehnte sich das Thüringer Königreich machtvoll nach Süden und Norden aus. Die Umgebung von Rehungen gehörte ausnahmslos zu diesem Reich.

Im 7. Jahrhundert siedelten neben den Germanen auch Slaven in Teilen von Thüringen, deren Siedlungswege zeigen in die heutigen Kreise Eichsfeld und Nordhausen entlang der Hainleite, des Düns, im Wipper- und Leinetal.

Den größten Teil des Großgrundbesitzes verwaltete die Kirche, aber auch die beiden hier vorhandenen Grafengeschlechter, die Beichlinger und die Hohensteiner, hatten größere Besitztümer, die sie teilweise an Gefolgsleute weitergaben.

Laut Gudenus I 61 geben Graf Widelo und sein Sohn Rüdiger 1124 dem Kloster Gerode Besitz in Hudenrode (Utterode).

In einer Urkunde im Buhlaer Copial wird 1344 von dem Grafen und Herren zu Hohenstein Land und Holz (Wald) von Rehungen als Lehn vergeben.

Weitere Veränderungen der Besitzverhältnisse werden 1359, 1370 und 1495 durch Tausch, Lehen und Verkauf in der Gemarkung Rehungen durchgeführt (entnommen aus „Bau und Kunstdenkmale“ Archiv Nordhausen und Heimatbuch Karl Meyer). 1495 und 1506 wird Rehungen in Urkunden als Pfarrkirchdorf erwähnt.

1573 gehört Rehungen zur Grafschaft Lare (Lohra). Auf dem Rittergut wohnte Christoph von Worbis, welcher zugleich Patronalsherr von Kirche und Schule war (Heimatbuch von Kolbe). Bis zum Jahre 1754 war die Herrschaft derer von Worbis Besitzer des Rittergutes Rehungen.

Im Jahre 1720 ließ sich in Rehungen ein gewisser Laspe nieder. Er gründete die erste Töpferei in Rehungen, die später noch von zwei Familien Behrens betrieben wurde. Die gefertigte Ware wurde nicht nur in Rehungen, sondern auch über Hausierer im Hohensteinischen und Eichsfeldischen verkauft.

Da beim Transport auch einiges zu Bruch ging, haben wir unseren Spitznamen – Brachdippchen – erhalten.

Erst als nach dem Französischen Krieg mehr und mehr das Porzellan eingeführt wurde, wurde dem Töpferhandwerk der Boden entzogen. 1889 stellte die letzte Töpferei ihren Betrieb ein.

Ab dem Jahre 1800 vergrößert sich das Dorf durch Einwanderung aus anderen Dörfern und zahlreiche Neubauten in der heutigen Heinrich-Genzel-Straße.

Im Jahre 1840 gab es in Rehungen

  • 1 Wassermühle mit 1 Mahlgange
  • 1 Ziegelei, 1 Schankwirt, 2 Viktualienhändler,
  • 1 Schuhmacher, 2 Schneider, 1 Tischler, 1 Stellmacher,
  • 1 Ziegeldecker, 3 Töpfer, 2 Grobschmiede, 3 Hausschlachter, 1 Wegebauer

Ein weiteres Handwerk, das sich in Rehungen sehr verbreitete, war die Handweberei. Fast in jedem zweiten Haus stand ein Webstuhl. Die ganze Familie, auch die Kinder waren in die Arbeit eingebunden. Die hergestellten Stoffe, Katun und Plüsch, wurden beim Faktor abgegeben, von dem sie auch wieder das neue Garn zum Weben bekamen. Der erzielte Lohn war so gering, daß die Menschen ihren Lebensunterhalt nur bestreiten konnten, weil sie nebenbei noch eine kleine Landwirtschaft betrieben.

Die Rehunger Flur mit dem Vorwerk Utterode umfaßt 2184 Morgen (546 ha).

Dreifelderwirtschaft war das vorherrschende Prinzip. Das Vorwerk Utterode und das Rittergut waren die Besitzer der meisten Ländereien. Größere Bauernwirtschaft gab es nicht. Die Landarbeiter arbeiteten für das Rittergut und das Vorwerk für einen kärglichen Hungerlohn.

Im Jahre 1890 verkaufte der Gutsbesitzer Zangemeister an 65 Rehunger Bürger ca. 208 Morgen Ackerland in Stücken von meist einem Morgen. Weiteres Land wurde verpachtet. So erhielten die Leute, die meist Weber waren, einen zusätzlichen Broterwerb und konnten sich eine Kleintierhaltung mit Ziege und Schwein aufbauen. Rehungen besaß nun eine stark verstückelte Feldflur mit 1500 Parzellen.

Nach der Jahrhundertwende kam es in Rehungen zu einem wesentlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Mit dem Bau der Kaliwerke in Sollstedt, Gebra, Kraja und Neu-Sollstedt nahmen immer mehr Hausweber, Guts- und Bauarbeiter ihre Arbeit dort auf. Obwohl die Arbeit sehr schwer war, 12 Stunden pro Tag gearbeitet wurden und der Weg zur Arbeit zu Fuß zurückgelegt wurde, ging es den Menschen jetzt besser.

Um 1930 gab es 54 landwirtschaftliche Betriebe. 12 arbeiteten mit Pferdegespannen und 42 mit Kuhgespannen. Nach 1945 wurde durch die Bodenreform 50 ha Gutsland auf Kleinstbetriebe aufgeteilt. Im Jahre 1960 wurde in Rehungen die LPG „Am Dün“ als eine der letzten im Kreis gegründet. Schweren Herzens mußten die Bauern ihre Selbständigkeit aufgeben. Der Weg vom „Ich“ zum „Wir“ war nicht zu umgehen und brachte viele Anfangsschwierigkeiten mit sich.

Aus 1500 Parzellen wurden 62 Feldschläge. Als LPG Typ I wurde das Feld gemeinsam bewirtschaftet und das Vieh verblieb noch in den einzelnen Höfen.

1970 kam es zum Zusammenschluß mit den LPG’en Sollstedt und Wülfingerode zur LPG „Lenin“. Neben dem Feldbau wurde eine intensive Rinderzucht und Milchwirtschaft betrieben. Mit der Wende 1990 kam es zur Auflösung dieser LPG.

Die Bauern hatten nun die Möglichkeit, ihr Land wieder selbst zu bewirtschaften. Davon machten allerdings nur 2 Bauern in Nebenerwerb Gebrauch.

Heute werden 2/3 der Ackerfläche von der GbR Rabe Deuna und 1/3 der Fläche von der Agrar GmbH Sollstedt bewirtschaftet. Mächtige Kuhherden weiden die bergigen Weiden in der Umgebung des Dorfes ab.

Einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung für Rehungen brachte die 1912 in Betrieb genommene Zigarrenfabrik, in der überwiegend Frauen eine Arbeit fanden.

Die Zigarrenfabrik, die im Jahre 1912 die Produktion aufgenommen hatte, produzierte in Handarbeit Zigarren für das Inland und den Export. Seit dem 01.01.1972 wurde die Fabrik verstaatlicht.

Da die Nachfrage nach Zigarren sank, erfolgte 1976 eine Übergabe des Betriebes mit gleichzeitiger Änderung der Produktion auf Spielwaren, besonders Schlenkerpuppen.

Sei 1981 gehörte der Betrieb zu biggi Waltershausen. Herrliche Puppen, besonders Schlenkerbabys, wurden hergestellt. Zum großen Bedauern aller Mitarbeiter wurde der Betrieb mit der Wende 1991 geschlossen.

Das Baugeschäft Willi Koch wurde im Jahre 1973 verstaatlicht und gehörte bis zur Wende zum VEB Wohnraummöbel Nordhausen.